Friedberg, Mai 2020 – Ein Seriensieger erreicht die Zielgerade: Im Frühsommer 2018 endete die Produktion des Subaru WRX STI für den deutschen Markt. Da hieß es Sayonara für eine automobile Ikone, die in vier Generationen und fast 25 Jahren Sportgeschichte geschrieben hat und die sogar alle Kinder kennen, die mit Konsolen-Rennspielen aufgewachsen sind. Schließlich hat Subaru mit dem WRX STI als leistungsstärkster Variante des Impreza gleich sechs Rallye-Weltmeister-Titel errungen. Nicht zu vergessen die spektakulären Rekordzeiten, die der rasante Viertürer auf Rennstrecken in den Asphalt gebrannt hat. Zugleich beeindruckte diese weltweit erste kompakte Sportlimousine mit Boxermotor und permanentem symmetrischem Allradantrieb aber auch durch uneingeschränkte Alltagstauglichkeit.
Schon das legendäre Typenkürzel WRX STI (WRX steht für World Rally Cross beziehungsweise World Rally eXperimental, STI für die Motorsport-Division Subaru Tecnica International) weist auf Herkunft und Mission des vielseitig talentierten Hochleistungsathleten hin. Sein Debüt feierte er im Januar 1994 in Japan als Topmodell des kompakten Subaru Impreza, nachdem er sich ein Jahr zuvor im Sportdress erste Sporen bei der Rallye-Weltmeisterschaft verdient hatte und nun Kurs auf den WM-Titel nahm. Auch für das Abenteuer Alltag präsentierte sich der zivile WRX STI mit Allradantrieb und einem 2,0-Liter-Turbo-Boxer, der anfangs 184 kW/250 PS leistete. Die europäischen Sportfahrer mussten sich jedoch noch in Geduld üben, bis die stärksten Impreza ein STI-Signet trugen, denn in Europa glänzte dieses Logo erst 2001 auf den vorzugsweise blau lackierten Impreza WRX der zweiten Generation.
Bis dahin feierte Subaru die Titelgewinne in der Rallye-WM mit der Topversion Impreza GT. Er verfügte über einen Turbolader und war in Deutschland ab 1996 in einer ersten Serie von 150 Einheiten lieferbar und - zur Überraschung der Fachwelt - sofort vergriffen. Tatsächlich gehörte die Ausverkaufsgarantie von Beginn an zu jedem der schnellsten Subaru, gleich ob STI oder GT. Eine Anziehungskraft, die sich der Subaru WRX STI bis zur aktuellen vierten Modellgeneration bewahrt hat. Mit drehfreudigem und soundstarkem Boxermotor steht der Sportler wie kaum ein anderes Fahrzeug für die Wucht der wilden Jahre seriennaher Rallyeautos und bezahlbaren Motorsports. Und damit für eine unbeschwerte Fahrfreude, die Subaru sportlich ambitionierten Kunden auch nach dem Abschied des WRX STI ermöglichen will. Deshalb zaubert das Sportcoupé Subaru BRZ weiterhin allen Querdynamikfans ein Lächeln ins Gesicht, dies ausnahmsweise sogar ohne den Subaru-typischen Allradantrieb. Und wie sportiver Fahrspaß zukünftig aussehen könnte, zeigt das Subaru VIZIV Performance Concept, das Leistung in verführerische Form bringt.
Subaru WRX STI, 1. Generation (1994-2000): Rallye-Performance für die Straße
Im Segment der Kompakten durch die erstmalige Kombination von kräftigen Boxermotoren mit serienmäßigem Allradantrieb zu beeindrucken, so lautete die Mission des 1992 eingeführten ersten Subaru Impreza. Eine Aufgabe, die sich der handliche Viertürer in den Namen schreiben ließ, leitet sich dieser doch vom englischen Verb „impress“ ab. Beeindruckende Erfolge konnte der Impreza wirklich erzielen, zumal mit seiner sportlichen Speerspitze WRX STI. In diesem 1994 eingeführten Hochleistungssportler wurden die Vorteile des Boxermotors, also niedriges Gewicht und tiefer Schwerpunkt, im Zusammenspiel mit dem 4x4-Antriebssystem in horizontaler Symmetrie besonders deutlich.
Schließlich war der erste WRX STI ein gezähmter Zwilling des wilden Impreza WRC, mit dem die Motorsportdivision Subaru Tecnica International (STI) demonstrierte, aus welchem Stoff Rallye-Weltmeister gemacht werden. Bis zum Rückzug aus der Rallye-Weltmeisterschaft im Jahr 2008 konnten die Fahrer des Subaru World Rally Teams drei Konstrukteurs-Titel in Folge sammeln, dazu drei Fahrer-Weltmeisterschaften und 47 Einzelsiege. Hinzu kommen bis heute drei Titel in der Deutschen Rallye-Meisterschaft, 15 Titel in der extrem harten African Rally Championship, elf Titel in der Rally America Championship und zahllose weitere Triumphe in anderen Rennserien.
Eine dauerhafte Erfolgsserie, die 1994 begann, als Carlos Sainz bei der Akropolis-Rallye in Griechenland erstmals mit einem Impreza WRC auf Platz eins fuhr. Am Ende der Saison belegte Subaru Platz zwei in der Herstellerwertung und Sainz sicherte sich außerdem den zweiten Platz in der Fahrerwertung. Für Subaru war es die perfekte Vorbereitung für das Folgejahr, in dem die Impreza WRC einen für die Marke beispiellosen Mehrfach-Triumph feierten: 1995 ging die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft an Subaru, der Fahrer-Titel an den Subaru-Piloten Colin McRae und direkt dahinter landete mit Carlos Sainz ein weiterer Subaru-Fahrer.
Viele Gründe zum Feiern präsentierte Subaru Deutschland zur Freude aller Sportwagenenthusiasten 1996 mit einer limitierten Auflage des Impreza GT. Mit 155 kW/211 PS war der monte-carlo-blau lackierte GT nicht ganz so muskulös wie das japanische Vorbild WRX STI, den Sprint von null auf 100 km/h absolvierte der leichtgewichtige Impreza GT gleichwohl in nur sechs Sekunden. Wer Lust auf diese bezahlbare Fahrmaschine mit Turbolader verspürte, konnte versuchen, eines der nur 150 Sportgeräte zu ergattern. Wer jedoch zu spät kam, konnte mit einem harmloser motorisierten Impreza Sport die Wartezeit überbrücken, bis der GT Ende 1997 mit silberfarbenen Aluminium-Rädern ins reguläre Programm von Subaru Deutschland aufgenommen wurde. In jenem Jahr feierte Subaru bereits den dritten Konstrukteurstitel in der Rallye-WM. Auch im deutschen Motorsport setzte der Impreza WRC kurz darauf zwei Ausrufezeichen, denn 1998 und 1999 sicherte sich Armin Kremer souverän den Titel des Deutschen Rallyemeisters. Subaru würdigte dies im Impreza GT Turbo durch eine Leistungsspritze auf 160 kW/218 PS inklusive 4-Kolben-Bremsanlage, außerdem gab es den Kompakten auf manchen Märkten wahlweise auch als fünftürigen Sportkombi.
Weit aufregender als der europäische Subaru Impreza GT Turbo präsentierte sich der WRX STI in Japan. Verzichtete er doch auf alle traditionelle fernöstliche Bescheidenheit: Bis zu 206 kW/280 PS hielt der Boxermotor dort bereit. Nur die in den 1990er Jahren geltende freiwillige Beschränkung aller japanischen Hersteller auf eine Motorleistung diesseits der 280-PS-Schallmauer hinderte Subaru an weiterem Bodybuilding für den WRX STI. Aber auch so gönnte sich der WRX STI für den Spurt von null auf 100 km/h gerade einmal 4,4 Sekunden, für einen Viertürer mit Vierradantrieb damals unfassbar rasant. Noch extremer und extrovertierter war der WRX STI als zweitüriges Stufenheck-Coupé, besonders gesucht war er als limitiertes Sondermodell WRX STI P1 oder Type R aus Anlass der gewonnenen WRC-Championate. Überhaupt unterstrichen immer neue limitierte Sonderserien den frühen Kultstatus des WRX STI. Zu den begehrtesten Editionen von Subaru Deutschland zählten auch ziviler motorisierte Versionen des Impreza, wie die Holzer Edition 2.0 GL, die den Titelgewinn des Teams Holzer in der Deutschen Rallye-Meisterschaft 1998 feierte.
Subaru WRX STI, 2. Generation (2001-2007): Es geht noch schärfer
Ein Jahr nach der Einführung der zweiten Generation des Impreza ließ Subaru einen Traum wahr werden für alle europäischen Fans des WRX STI: Im Winter 2002 stand der Sportler endlich mit allen STI-Insignien, charakteristischen STI-Scheinwerfern, STI-Grill, golden lackierten Alurädern und Bremssätteln, großer Hutze auf der Motorhaube und Heckflügel (jetzt in sozialverträglicherer Größe) in den Schauräumen der Subaru-Handelspartner.
Aus dem Staub auf die Straße: Auch in der zweiten Generation hatte die mit 195 kW/265 PS stärkste Version des Subaru Impreza eine eingebaute Lizenz zum Kultauto. Sofort ausverkauft war deshalb das Anfang 2002 aufgelegte Sondermodell WRX STI Prodrive Style. Optisch differenzierte sich dieser STI kaum von den in Kooperation mit dem Motorsportspezialisten Prodrive aufgebauten WRC-Autos, zumal der Heckflügel scheinbar in den Himmel wuchs. Dieses Faszinosum fehlte dem fünftürigen STI, der allerdings nur in Japan lieferbar war. Dafür ergänzte in Europa ein 160 kW/218 PS starker WRX Sportkombi die Subaru-Sportschau.
Der Erfolg des WRX STI im Prodrive Style zeigte einmal mehr, dass es die Rallye-Gemeinde wild und verwegen liebt. Deshalb schickte Subaru den WRX STI gleich mehrfach ins Trainingslager, wo Technik und Karosserie zusätzliche Muskeln ansetzten. Waren es 2003 Brembo-Bremsen, ein noch größerer WRC-Heckflügel, markante Seitenschweller und größere Radkästen für speziell entwickelte Sportreifen auf goldenen 10-Speichen-Felgen, gab es zum Modelljahr 2006 ein vollkommen neues Frontdesign in leichter Keilform, außerdem Diffusoren am Heck, Zusatzflügel am hinteren Dachabschluss und einen neuen Boxer mit Turboaufladung. Der im Modelljahr 2006/2007 auf 206 kW/280 PS erstarkte 2,5-Liter-Vierzylinder war für volle Leistungsentfaltung auf die Frischluftzufuhr aus der Hutze auf der Motorhaube angewiesen. Kurze Ladeluftleitungen bewirkten ein schnelles Ansprechverhalten, vor allem aber begeisterten sich Sportfahrer über die Möglichkeit, die Motorleistung kurzzeitig per Wassereinspritzung auf den Ladeluftkühler um drei Prozent zu erhöhen.
Das alles war Rennsporttechnik, wie sie in ähnlicher Form auch die WRX STI Fahrmaschinen kennzeichnete, mit denen das Subaru World Rally Team und Privatfahrer weiterhin Siege in Serie sammelten. So sicherte sich Subaru durch Petter Solberg 2003 einen weiteren Weltmeistertitel in der WRC-Fahrerwertung, während im selben Jahr ein WRX STI beim legendären „Race To The Clouds“ in Pikes Peak/USA die Bestzeit in der Klasse SCCA Pro Rally-Open holte.
Subaru WRX STI, 3. Generation (2008-2013): Ganz wild oder ganz zahm
Alles anders machte die dritte Auflage des Subaru WRX STI, die 2008 an die Startlinie fuhr. Statt knackigen Stufenhecks zeigte der neue STI ein praktisches Schrägheck mit großer Klappe. Platz für den gewohnt gewaltigen Heckflügel gab es darauf jedoch nicht, nur ein dezenter Dachspoiler verriet die Ambitionen des familiengeeigneten Sportlers. Auch sonst überraschte der WRX STI durch optische Zurückhaltung. Vom zivilen Impreza unterschied sich der Supersportler für Renn- und Langstrecke lediglich durch die Logos, ausgestellte Kotflügel, den Lufteinlass für den Ladeluftkühler und große Räder. Sein wildes Temperament zeigte der WRX STI nur unter dem Blechkleid, denn hier arbeitete erstmals ein 221 kW/300 PS starker 2,5-Liter-Boxer, der mächtige 407 Newtonmeter Drehmoment bereitstellte.
Nur 5,2 Sekunden vergingen für den Sprint von null auf 100 km/h, diesen Wert unterboten damals nicht einmal alle Supersportwagen. In der Rallye-Weltmeisterschaft kämpfte der dritte WRX STI aber nur während einer Saison, denn Ende 2008 hatte Subaru alle WRC-Ziele erreicht und konzentrierte sich nun auf andere sportliche Ziele. Für private Teams blieben Rallyes trotzdem das artgerechte Revier des WRX STI, wie die anhaltenden Titelgewinne in der Rally America Championship, der FIA African Rally Championship oder der Gewinn der Deutschen Rallye-Meisterschaft 2011 durch Sandro Wallenwein auf Subaru WRX STI N15 zeigten. Nicht zu vergessen der Gesamtsieg in der Production World Rally Championship 2011. Hinzu kamen nun aber auch Langstreckeneinsätze – und Rekordfahrten. Etwa im April 2010 auf der berühmt-berüchtigten Nürburgring-Nordschleife: Hier trieb der frühere WRC-Fahrer Tommi Mäkinen einen WRX STI in 7:55:00 Minuten durch die Grüne Hölle und zum Rekord in der Klasse viertüriger Limousinen.
Im selben Jahr erfüllte Subaru allen Fans einen weiteren Herzenswunsch: „The Wing is back“ hieß es, als der WRX STI endlich wieder mit Stufenheck und markant großem Heckflügel vorfuhr. Zugleich verzichtete er nun offiziell auf den bis dahin gepflegten Namenszusatz Impreza. Eine konsequente Entscheidung, denn für die meisten Kunden war der WRX STI längst eine eigenständige Modelllinie.
Subaru WRX STI, 4. Generation (2014-2018): Der letzte seiner Art
Motorsport in Serie, das macht auch den Reiz der vierten und vorerst letzten Generation des Subaru WRX STI aus, die 2014 eingeführt wurde. Unter der markanten Haube der Straßenversion arbeitet ein 221 kW/300 PS starker 2,5-Liter-Boxer, der den viertürigen Sportwagen in 5,2 Sekunden auf 100 km/h katapultiert und 255 km/h Höchstgeschwindigkeit ermöglicht. Noch temperamentvoller sind aber die Rallye- und Rennversionen.
Während der WRX STI auch in vierter Auflage seine Sammlung an Rallye-Meistertiteln in Afrika und Amerika erweitert, stellt er seine Leistungsfähigkeit in Europa regelmäßig mit Siegen in der SP 3T-Klasse beim legendären 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring unter Beweis. In diesem Jahr gewann der Subaru bereits zum fünften Mal in der Grünen Hölle.
Tatsächlich gibt sich der WRX STI mit permanentem Subaru Allradantrieb „Symmetrical AWD“ im engsten Kurvengeschlängel oft schneller als alle anderen. Besonders drastisch demonstrierte dies der britische Rallye-Champion Mark Higgins, als er 2016 mit seinem WRX STI in den berüchtigten TT-Motorradrennkurs der Isle of Man eine Rekordzeit gravierte und 2017 mit dem Subaru sogar durch den schmalen Natureiskanal von St. Moritz schoss. Kaum weniger spektakulär war 2017 der Nürburgring-Rundenrekord eines WRX STI Type RA NBR, der auf dem Eifelkurs die neue Klassen-Bestzeit von 6:57,5 Minuten erzielte.
An Selbstbewusstsein mangelt es weder dem Subaru WRX STI noch seiner Besatzung. Dafür sorgt bereits die dramatische Optik des Sportlers. So wurde der optionale Heckflügel ab dem Modelljahr 2018 wieder Standard und die neuen 19 statt 18 Zoll großen Leichtmetallfelgen im Farbton „Dark gun-metal“ bringen die leuchtend Gelb lackierten Bremssättel der überarbeiten Brembo-Bremsanlage noch besser zur Geltung. Tatsächlich ist es auch die Technik des WRX STI, die große Gefühle aufkommen lässt. Dazu zählt vor allem die unverändert bewährte Kombination aus leistungsstarkem Boxermotor, Sechsgang-Schaltgetriebe und permanentem Allradantrieb sowie weiterentwickeltem Mittendifferential Multi-Mode DCCD (Driver's Control Center Differential) für variable Verteilung des Antriebsmoments auf Vorder- und Hinterachse. Im Cockpit gibt es überdies ein hochauflösendes Multifunktions-Display und in der Topversion komfortable Recaro-Sportsitze für perfekten Seitenhalt bei der Suche nach neuen Rundenrekorden.
Nun aber befindet sich die finale Generation des Subaru WRX STI vor dem Ziel. Es sind die zunehmend strengeren Emissionsvorschriften in Europa, die dazu führen, dass ab Frühsommer 2018 keine neuen WRX STI mehr für den europäischen Markt produziert werden. Allerdings wird Subaru auch ohne dieses Kultmodell seine sportlichen Gene pflegen. Kein Abschied ohne Neubeginn, das versprechen Concept Cars wie das VIZIV Performance Concept.